Installation des Künstlerduos "Madeyoulook" aus Südafrika im ehemaligen Ballsaal des Hotels Hessenland
Vorstellung Thomas Siemon zu mydocumentafifteen
Thomas Siemon führte uns in die Installation im Hotel Hessenland ein.
Madeyoulook nennen sich die beiden Künstler aus Südafrika, die im Hotel Hessenland ihre Arbeit präsentieren. Dabei ist der Ort an sich schon interessant. Das Hotel aus dem Jahr 1951 wurde von Paul Bode, dem Bruder des documenta-Gründers Paul Bode gebaut. Es stand längere Zeit leer, soll nach der documenta von einem neuen Eigentümer allerdings saniert werden. Aktuell werden die oberen Etagen als ein Gästehaus der documenta genutzt.
Im ehemaligen Ballsaal kann man die 20-minütige Klanginstallation von Madeyoulook aus Johannesburg in einem weitgehend abgedunkelten Raum erleben. In diesem Raum befinden sich mehrere Inseln aus Holz, die jeweils wie flache Berge aus Scheiben aufgebaut sind.
Im Katalog der documenta wird diese Konstruktion mit einem Erbeben verglichen. Es ist die künstlerische Umsetzung einer politischen Erschütterung, die Südafrika bis heute prägt. Sie bezieht sich auf den Natives Land Act, dem Eingeborenen-Landgesetz von 1913.
Kurz zuvor hatten britische Truppen mit Unterstützung schwarzer Soldaten gegen die bis dahin herrschenden Buren gekämpft. Nach dem Sieg gab es Verhandlungen, in denen Weiße mit Weißen aushandelten, wie das Land und damit die Macht in Südafrika verteilt wird. Nur sieben Prozent des nutzbaren Landes wurden der schwarzen Bevölkerung zugesprochen, 93 Prozent gehörten der weißen Minderheit. Es wurde zudem untersagt, dass Schwarze Land von weißen Privatpersonen pachten konnten.
Diese erschütternde Ungerechtigkeit war die Grundlage für das spätere Apartheids-Regime. Madeyoulook wollte im ehemaligen Ballsaal des Hotels nach eigenen Angaben einen Ort der Trauer und der Kontemplation schaffen. Hier hört man Gewitter, Klänge, die an afrikanische Lieder angelehnt sind und einen Choral, der plötzlich abbricht.