22.08.2024

Einladen - oder nicht?

Ein hochkarätig besetztes Podium hat der Presseclub Kassel am 22. August in der Neuen Denkerei präsentiert. Zu Gast waren Jan-Peter Bartels vom ARD-Hauptstadtstudio, Marcus Bensmann von CORRECTIV und Mika Beuster, der Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes DJV. Mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen am 1.  September in Sachsen und Thüringen sowie drei Wochen später in Brandenburg ging es unter der Frage „Einladen oder nicht?“ um den Umgang der Medien mit Vertreterinnen und Vertretern aus Parteien mit extremen und/oder populistischen Positionen. 

Das wahre Ausmaß des Dilemmas, in dem Journalistinnen und Journalisten stecken wurde schnell sichtbar. Alle drei Experten waren sich einig, dass der Siegeszug des Bündnisses Sahra Wagenknecht BSW wesentlich durch die Medien gefördert worden ist. Von Talkshow zu Talkshow sei sie weitergereicht worden, so die Feststellung. Dennoch war keiner der Podiumsteilnehmer geneigt, BSW oder AfD „auszuladen“. Dagegen steht für sie der öffentlich-rechtliche Auftrag einer ausgewogenen Berichterstattung und ebenso der journalistische  Ethos: „Wenn wir beginnen, ihnen ebenso respektlos zu begegnen wie sie uns, dann verlassen wir die Grundlagen unseres Selbstverständnisses und der Demokratie“, betonte Jan-Peter Bartels.

Was das Verbot der Zeitschrift Compact betreffe, äußerte Mika Beuster die Hoffnung, dass das Gericht im Hauptsacheverfahren zu einem anderen Schluss käme als im Eilverfahren. Marcus Bensmann forderte, Journalisten und Journalistinnen - insbesondere im lokalen Bereich - müssten die Untätigkeit von AfD-Vertretern deutlicher machen. So gebe es in machen Parlamenten von AfD-Abgeordneten in einer Legislaturperiode nicht einen einzigen Antrag.

Thema des von Tatjana Coerschulte und Harald Kühlborn moderierten Gesprächs war auch die Bedrohungslage, in der sich PressevertreterInnen befinden. Angriffe bei öffentlichen Veranstaltungen und massive anonyme Drohungen per Mail wurden geschildert. „Im Extremfall – so Marcus Bensmann – schicken wir Kollegen für eine Zeit ins Ausland.“ Er betonte zudem, wie gefährlich die Ziele der extremen Parteien seien, nicht nur im Hinblick auf die Forderung nach „Remigration“ von hier lebenden 25 Millionen Menschen mit außerdeutschen Wurzeln. Es gehe um die Zerstörung der Europäischen Ordnung und des Wertesystems - der Gerichtsbarkeit ebenso wie der Medienlandschaft. Uneins waren die  Experten, was die von Björn Höcke angekündigte Auflösung des Rundfunkstaatsvertrages in Thüringen nach sich ziehen würde, da der MDR auch von zwei weiteren Bundesländern getragen wird.

Ein düsteres Bild, das im großen Saal der Neuen Denkerei gezeichnet wurde.

Mit-Geschäftsführerin Steffi Schürmann und ihr Team haben uns im Gegensatz dazu eine ausgesprochen angenehme Umgebung angeboten und Einblicke in Räume und Konzept gegeben. Dafür bedanken wir uns noch einmal herzlich.


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